Montag, 17. Februar 2014

Mr Perfect (Kapitel 7)



Offiziell waren wir also „nur“ Freunde. Mit einem gewissen Sicherheitsabstand funktionierte diese Vereinbarung gut. Ab und zu schrieben wir uns und hielten etwas Smalltalk. Das übliche eben. Trotzdem ging dieser Junge mir einfach nicht aus dem Kopf. Wobei es mir immer so leicht fällt mit jemandem ab zuschließen. Fool me once shame on you, fool me twice shame on me! Dieser Grundsatz rettete mich aus all meinen zerbrochenen Liebschaften. Egal wie viel ich für jemanden empfand. Selbst bei meiner langjährigen Beziehung trauerte ich ihm zwei Wochen hinterher. Dann war es okay. Und als er wieder ankam, schickte ich ihn dahin wo er hingehört – zum Teufel. Da bin ich wirklich standhaft. Bis auf ihn. Ich schaffe es einfach nicht. Anscheinend gibt es diesen einen Menschen, der immer wieder zu dir findet. Egal was zwischen euch geschah. Es mag sich so anhören, als seien Gefühle im Spiel. Vielleicht. Ich glaube auch, dass ganz tief in mir etwas schlummert. Was sich nur dann raus traut sobald unsere Lippen sich berühren. Etwas was ich nicht verstehe.

Mit der Zeit, trat das ein was jeder unter "Aus den Augen, aus dem Sinn“ versteht. Aber Timing ist bekanntlich eine miese kleine Schlampe.
Ich war eines Abends mit meiner Freundin in der Hausbar (Gott hab sie selig). Der Laden war wie immer überfüllt und man hatte das Gefühl in einer Sardiniendose zu stecken. Es war Sommer, jede Berührung mit einem anderen Menschen, dessen schweissnassen Haut war klebrig und extrem ekelhaft. Ich nippte gelassen an meinem Wodka Cranberry und tanzte vor mich hin. Kennt ihr diesen Moment, wenn Zeit still steht? Wie im Film. Zwischen all den Köpfen die auf der Tanzfläche auf und ab wippten sah ich ihn. Ausgeleuchtet wie mit einem Scheinwerfer. Als die Information von meinen Augen zu meinem Hirn durchdrang, schickte es wahrscheinlich ein Notfallsignal an meine Lunge. Mir schnürte sich die Luft ab. Mein Magen machte auch aus Sympathie mit und alles zog sich zusammen. Panisch sah ich meine Freundin an. Sie warf mir diesen was-ist-mit-dir-Blick? zu. „Hallo? Beruhig dich mal!“, flüsterte mir mein Freund Wodka leise zu. Er hatte recht.
Ich versuchte den Abend zu genießen und nicht mehr dran zu denken. Auf dem Weg zur Toilette lief ich ihm natürlich schnurstracks in die Arme. „Vorsicht, hei!“, lächelte er. Ich grinste zurück und machte, dass ich da weg kam.
Zuhause angekommen bekam ich eine SMS: „Du sahst heute so wunderschön aus.“
Fuck. Wieso macht er so etwas nur? Sofort folgte die zweite SMS: „Komm zu mir!“

Ich fackelte nicht lange und stieg vor der Türe in eins der Taxen, die sich am Wochenende an diesem Stand nur so tummelten. Ich quassle liebend gerne mit Taxifahrern. Diesmal war ich zu abgelenkt. Als wir über den Rhein fuhren, fragte ich mich was ich da mache. Zu spät. Ich war fast da. Bei ihm angekommen stürzte ich die Treppen hoch, als dürfte ich keine Zeit verlieren. Fast als hätte ich Angst davor, dass er es sich anders überlegt. Da stand er in Boxershorts im Türrahmen. Ich schnappte nach Luft, als er mich rein zog. Nicht mal die Türe hat er geschlossen, sondern warf mich gegen die Wand in der Diele. Presste mich mit seinem Körper gegen sie und küsste mich innig. Es war so verboten, so anstößig, so reizvoll. Meine Arme nahm er nach oben um mir mein Top über den Kopf zu ziehen. Dabei drehte er mich um, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand und vorne gegen die Wand gedrückt wurde. Über die Schulter versuchte ich zu erhaschen was er tat. Mein gelocktes Haar schob er bei Seite und küsste sanft meinen Nacken. Mit einer Hand packte er mein Becken und zog es ruckartig weg von der Wand zu sich. Ich beugte mich quasi vor und stütze mich an der Wand ab. Seine Hand fuhr langsam vorne in meine Hose. Erst spielte er mit meiner Perle, während sich die andere Hand mit meiner Brust vergnügte. Ich keuchte noch vor Anstrengung, dann vor Erregung. Gekonnt zog er mich Stück für Stück aus, ohne das ich es merkte. Bis auf meine High Heels hatte ich nichts weiter an... Immer noch in der gleichen Position gegen die Wand gelehnt. Von hinten hockte er sich zwischen meine gespreizten Beine. In meinem Kopf knallte es wie an einem verdammten Silvesterabend um Punkt zwölf! Es war wieder großartig.
Über Nacht bleiben konnte ich nicht. Also rief er mir ein Taxi und ich fuhr wieder heim. Ich fühlte mich schmutzig. Bei dem einen Mal blieb es natürlich nicht...

In der Definition von Freundschaft habe ich nach dem Wort Sex gesucht. Vergeblich.
Können Freunde miteinander schlafen ohne, dass einer von beiden dem dabei entstehenden „Liebeshormon“ erliegt? Wobei ich die Frage anders stellen sollte. Denn schließlich war er in einer Partnerschaft und ich nur das Flittchen, welches er Freitag nachts und gelegentlich in der Woche fickte. Ich war in der Position in der es unmöglich sein sollte, sich zu verlieben. Er liebte eine andere. Diese Tatsache war all gegenwertig – real. Seine Freundin war wirklich sehr hübsch. Das war sie tatsächlich. Sie hat braunes, langes, gewelltes Haar, große leuchtende Augen und einen wunderschönen sinnlichen Mund. Klar, habe ich sie gestalkt. Ich bitte euch, wer hätte das nicht? Aber Facebook war so freundlich und servierte mir täglich Neuigkeiten des entzückenden Traumpaars. Fast so spannend wie bei Brangelina. Ein gemeinsames Foto aus dem Urlaub, ein Herzchen auf seiner Pinnwand oder ein gepostetes Liebeslied auf ihrer. Es war schlicht und ergreifend widerlich. Das sage ich nicht, weil ich irgendwie eifersüchtig bin, nein. Ich gebe hier zwar viel von mir Preis, dennoch würde ich es vermeiden auf sozialen Netzwerken meine Beziehung akribisch zu dokumentieren. Oder gar einen gemeinsames Profil erstellen. Ich meine: Really?
Ich finde es gibt nichts schlimmeres. Solange die rosarote Brille auf ist, teilt man gerne sein Glück, stellt es zur Schau, damit wirklich jeder weiß, dass man nun regelmäßigen Sex hat! Juhu! Bis es kriselt im Paradies... Dann werden die anderen Nutzer zu Schaulustigen wie bei einem schrecklichen Autounfall. Bei der ersten öffentlichen Trennung, denkt man sich nichts. Sobald jedoch, das Hin und Her los geht wird es peinlich. Letztlich verliert die Beziehung an Glaubwürdigkeit und man macht sich bloß lächerlich. Muss ich das haben? Nein.

Wir vögelten fröhlich weiter und mein Karma wurde mieser und mieser. Ich versuchte mich ständig in ihre Lage zu versetzten. Dachte darüber nach wie es wäre, wenn mein Freund mich kontinuierlich mit einer anderen Frau betrügen würde. Ich fühlte mich schlecht. Gerade weil es nicht nur etwas körperliches war. „Es geht bei uns nicht nur um Sex“, sagte er ständig. „Was ist das zwischen uns?“, fragt er mich heute noch. Was ist das zwischen uns? Eine wirklich gute Frage. Auf die ich selbst nach drei Jahren keine Antwort habe. Ich hasse es.

3.33 Uhr. Wer den Film „Der Exorzist“ kennt weiss was diese Uhrzeit verheisst. 3.33 Uhr, es stellen sich mir alle Nackenhaare auf, wenn ich daran denke nachts aufzuwachen, auf die Uhr zu sehen und die drei Dreien erblicken zu müssen. Satans Spot der christlichen Drei. Eines nachts geschah dies jedoch.... Mein Telefon klingelte. Es war Mr Perfect. An das schlaftrunkene Gespräch erinnere ich mich wage. Ich weiss nur, dass sich mein Herz vor Wut überschlug. „Ich kann das nicht! Wir sollten das lieber lassen!“, meinte er kühl. Er kam nicht. Ich legte enttäuscht auf, sah auf die Uhr – 3.33 Uhr – ganz genau. Ich dachte sofort an den Exorzisten. Mir wurde schlagartig klar: Ich bin besessen! Nicht vom Teufel, sondern von einem Dämon. Wie oft dachte ich, das letzte Kapitel über ihn geschrieben zu haben. Aber ich brauche wohl einen verdammten Exorzisten um es endlich zu beenden.


Fortsetzung folgt...


Cheers!

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