Offiziell
waren wir also „nur“ Freunde. Mit einem gewissen
Sicherheitsabstand funktionierte diese Vereinbarung gut. Ab und zu
schrieben wir uns und hielten etwas Smalltalk. Das übliche eben.
Trotzdem ging dieser Junge mir einfach nicht aus dem Kopf. Wobei es
mir immer so leicht fällt mit jemandem ab zuschließen. Fool me once
shame on you, fool me twice shame on me! Dieser Grundsatz rettete
mich aus all meinen zerbrochenen Liebschaften. Egal wie viel ich für
jemanden empfand. Selbst bei meiner langjährigen Beziehung trauerte
ich ihm zwei Wochen hinterher. Dann war es okay. Und als er wieder
ankam, schickte ich ihn dahin wo er hingehört – zum Teufel. Da bin
ich wirklich standhaft. Bis auf ihn. Ich schaffe es einfach nicht.
Anscheinend gibt es diesen einen Menschen, der immer wieder zu dir
findet. Egal was zwischen euch geschah. Es mag sich so anhören, als
seien Gefühle im Spiel. Vielleicht. Ich glaube auch, dass ganz tief
in mir etwas schlummert. Was sich nur dann raus traut sobald unsere
Lippen sich berühren. Etwas was ich nicht verstehe.
Mit
der Zeit, trat das ein was jeder unter "Aus den Augen, aus dem
Sinn“ versteht. Aber Timing ist bekanntlich eine miese kleine
Schlampe.
Ich
war eines Abends mit meiner Freundin in der Hausbar (Gott hab sie
selig). Der Laden war wie immer überfüllt und man hatte das Gefühl
in einer Sardiniendose zu stecken. Es war Sommer, jede Berührung mit
einem anderen Menschen, dessen schweissnassen Haut war klebrig und
extrem ekelhaft. Ich nippte gelassen an meinem Wodka Cranberry und
tanzte vor mich hin. Kennt ihr diesen Moment, wenn Zeit still steht?
Wie im Film. Zwischen all den Köpfen die auf der Tanzfläche auf und
ab wippten sah ich ihn. Ausgeleuchtet wie mit einem Scheinwerfer. Als die Information von meinen Augen zu
meinem Hirn durchdrang, schickte es wahrscheinlich ein Notfallsignal
an meine Lunge. Mir schnürte sich die Luft ab. Mein Magen machte
auch aus Sympathie mit und alles zog sich zusammen. Panisch sah ich
meine Freundin an. Sie warf mir diesen was-ist-mit-dir-Blick? zu.
„Hallo? Beruhig dich mal!“, flüsterte mir mein Freund Wodka
leise zu. Er hatte recht.
Ich
versuchte den Abend zu genießen und nicht mehr dran zu denken. Auf
dem Weg zur Toilette lief ich ihm natürlich schnurstracks in die Arme. „Vorsicht, hei!“, lächelte er. Ich
grinste zurück und machte, dass ich da weg kam.
Zuhause
angekommen bekam ich eine SMS: „Du sahst heute so wunderschön
aus.“
Fuck.
Wieso macht er so etwas nur? Sofort folgte die zweite SMS: „Komm zu
mir!“
Ich
fackelte nicht lange und stieg vor der Türe in eins der Taxen, die
sich am Wochenende an diesem Stand nur so
tummelten. Ich quassle liebend gerne mit Taxifahrern. Diesmal war ich
zu abgelenkt. Als wir über den Rhein fuhren, fragte ich mich was ich
da mache. Zu spät. Ich war fast da. Bei ihm angekommen stürzte ich
die Treppen hoch, als dürfte ich keine Zeit verlieren. Fast als hätte ich Angst davor, dass er es sich anders überlegt. Da stand er in Boxershorts im Türrahmen. Ich
schnappte nach Luft, als er mich rein zog. Nicht mal die Türe hat er
geschlossen, sondern warf mich gegen die Wand in der Diele. Presste
mich mit seinem Körper gegen sie und küsste mich innig. Es war so
verboten, so anstößig, so reizvoll. Meine Arme nahm er nach oben um
mir mein Top über den Kopf zu ziehen. Dabei drehte er mich um,
sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand und vorne gegen die Wand
gedrückt wurde. Über die Schulter versuchte ich zu erhaschen was er
tat. Mein gelocktes Haar schob er bei Seite und küsste sanft meinen
Nacken. Mit einer Hand packte er mein Becken und zog es ruckartig weg von der
Wand zu sich. Ich beugte mich quasi vor und stütze mich an der Wand
ab. Seine Hand fuhr langsam vorne in meine Hose. Erst spielte er mit
meiner Perle, während sich die andere Hand mit meiner Brust
vergnügte. Ich keuchte noch vor Anstrengung, dann vor Erregung.
Gekonnt zog er mich Stück für Stück aus, ohne das ich es merkte. Bis
auf meine High Heels hatte ich nichts weiter an... Immer noch in der
gleichen Position gegen die Wand gelehnt. Von hinten hockte er sich zwischen meine gespreizten Beine. In meinem Kopf knallte es wie an einem
verdammten Silvesterabend um Punkt zwölf! Es
war wieder großartig.
Über
Nacht bleiben konnte ich nicht. Also rief er mir ein Taxi und ich
fuhr wieder heim. Ich fühlte mich schmutzig. Bei dem einen Mal blieb
es natürlich nicht...
In
der Definition von Freundschaft habe ich nach dem Wort Sex gesucht.
Vergeblich.
Können
Freunde miteinander schlafen ohne, dass einer von beiden dem dabei
entstehenden „Liebeshormon“ erliegt? Wobei ich die Frage anders stellen sollte. Denn schließlich war er in einer Partnerschaft und
ich nur das Flittchen, welches er Freitag nachts und gelegentlich in
der Woche fickte. Ich
war in der Position in der es unmöglich sein sollte, sich zu
verlieben. Er liebte eine andere. Diese Tatsache war all gegenwertig – real. Seine Freundin war wirklich sehr hübsch. Das war sie
tatsächlich. Sie hat braunes, langes, gewelltes Haar, große
leuchtende Augen und einen wunderschönen sinnlichen Mund. Klar, habe
ich sie gestalkt. Ich bitte euch, wer hätte das nicht? Aber Facebook
war so freundlich und servierte mir täglich Neuigkeiten des
entzückenden Traumpaars. Fast so spannend wie bei Brangelina. Ein
gemeinsames Foto aus dem Urlaub, ein Herzchen auf seiner Pinnwand
oder ein gepostetes Liebeslied auf ihrer. Es war schlicht und
ergreifend widerlich. Das sage ich nicht, weil ich irgendwie
eifersüchtig bin, nein. Ich gebe hier zwar viel von mir Preis,
dennoch würde ich es vermeiden auf sozialen Netzwerken meine
Beziehung akribisch zu dokumentieren. Oder gar einen gemeinsames
Profil erstellen. Ich meine: Really?
Ich
finde es gibt nichts schlimmeres. Solange die rosarote Brille auf
ist, teilt man gerne sein Glück, stellt es zur Schau, damit wirklich
jeder weiß, dass man nun regelmäßigen Sex hat! Juhu! Bis es
kriselt im Paradies... Dann werden die anderen Nutzer zu
Schaulustigen wie bei einem schrecklichen Autounfall. Bei der ersten
öffentlichen Trennung, denkt man sich nichts. Sobald jedoch, das Hin
und Her los geht wird es peinlich. Letztlich
verliert die Beziehung an Glaubwürdigkeit und man macht sich bloß
lächerlich. Muss ich das haben? Nein.
Wir
vögelten fröhlich weiter und mein Karma wurde mieser und mieser.
Ich versuchte mich ständig in ihre Lage zu versetzten. Dachte
darüber nach wie es wäre, wenn mein Freund mich kontinuierlich mit
einer anderen Frau betrügen würde. Ich fühlte mich schlecht.
Gerade weil es nicht nur etwas körperliches war. „Es geht bei uns
nicht nur um Sex“, sagte er ständig. „Was ist das zwischen
uns?“, fragt er mich heute noch. Was
ist das zwischen uns? Eine wirklich gute Frage. Auf die ich selbst
nach drei Jahren keine Antwort habe. Ich hasse es.
3.33
Uhr. Wer den Film „Der Exorzist“ kennt weiss was diese
Uhrzeit verheisst. 3.33 Uhr, es stellen sich mir alle Nackenhaare
auf, wenn ich daran denke nachts aufzuwachen, auf die Uhr zu sehen
und die drei Dreien erblicken zu müssen. Satans Spot der
christlichen Drei. Eines nachts geschah dies jedoch.... Mein Telefon
klingelte. Es war Mr Perfect. An das schlaftrunkene Gespräch
erinnere ich mich wage. Ich weiss nur, dass sich mein Herz vor Wut
überschlug. „Ich kann das nicht! Wir sollten das lieber lassen!“,
meinte er kühl. Er kam nicht. Ich legte enttäuscht auf, sah auf die
Uhr – 3.33 Uhr – ganz genau. Ich dachte sofort an den Exorzisten. Mir
wurde schlagartig klar: Ich bin besessen! Nicht vom Teufel, sondern
von einem Dämon. Wie
oft dachte ich, das letzte Kapitel über ihn geschrieben zu haben.
Aber ich brauche wohl einen verdammten Exorzisten um es endlich zu
beenden.
Fortsetzung
folgt...
Cheers!
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