Während
wir Arm in Arm in meiner Küche standen, durchlöcherte eine
komplette Munition aus Fragen non stop, wie aus einer Kalaschnikow
geschossen, mein Hirn.
Wieso
ist er hier? Peng! Was ist mit seiner Freundin? Peng! Sind sie nicht
mehr zusammen? Peng! Gibt es sie überhaupt? Peng! Sind sie noch ein
Paar? Peng! Geht er gerade fremd? Peng! Will er doch mich? Peng! Was
soll ich jetzt tun? Peng!
Er
sah mich an, als wüsste er all die Antworten auf diese Fragen. Dann
küsste er mich. Peng! Das war der letzte Schuss. Mein Hirn zerfiel,
einen klaren Gedanken fassen war nicht mehr möglich.
In
meinem Bauch wurde es warm, meine Knie gaben nach. Eine
Gefühls-Lawine drohte mich zu überollen. So muss sich wohl ein
cleaner Alkoholiker fühlen, der nach Wochen der Abstinenz ein
verführerisches Glas Champagner vor die Nase gestellt bekommt. Du
weißt du sollst nicht, du weißt es ist nicht richtig. Aber dein
Körper gibt nach. Mein Körper gab nach. Zur Hälfte hatte ich doch
erst das Eis um mich herum mühsam wieder aufgebaut... Alles umsonst.
Wir
küssten uns bis ins Schlafzimmer. Vorm Bett standen wir noch und
blickten uns an. „Ich hab dich vermisst“, flüsterte er als er
mich behutsam aufs Bett legte.
Wir
liebten uns sehr lange, fast als wollten wir die vergangenen Wochen
nachholen. Es war wieder wunderschön.
Mir
schwirrte der Kopf. Nach dem Orgasmus-Rausch, der mich fast hätte
ohnmächtig werden lassen kuschelte ich mich wie immer in seine
Achsel um entspannt einzuschlafen.
Er
umarmte mich jedoch nicht. Irgendwas war anders – kalt. Er stand
ruckartig auf, sodass ich aus seinem Arm hart aufs Kissen fiel.
Als er seine Sachen zusammen suchte und sich anzog, war ich verwirrt.
Ich setzte mich auf den Rand des Bettes und beobachtete seine
hastigen Bewegungen in der Dunkelheit.
„Was
machst du da?“, wollte ich wissen.
„Schatz,
ich kann nicht hier bleiben.“ Jedes Wort traf mich wie ein Schlag
ins Gesicht. Denn mehr musste er nicht mehr erklären. „Tut mir
leid“, meinte er nur und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich
rührte mich nicht. Hörte wie er die Eingangstüre schloss.
Noch
saß ich auf der Bettkante, starrte vor mich hin. Was hast du da
grade gemacht?
Dieser
Mann ist wie eine Droge, erst macht er mich high und dann zieht er
mich runter.
Gewissensbisse
überwältigten mich. Innerhalb eines Moments wurde mir ein Label
aufgedrückt, dass ich nie hätte sein wollen. Die ANDERE. Die Art
von Mädchen bin ich nicht. Ich
kam mir wieder vor wie der Junkie der zum ersten Mal dreist seine
Familie bestahl um an seinen begehrten Fusel zu kommen. Ekelhaft.
Ich
versuchte zu schlafen, meine körperliche Erschöpfung half mir
dabei. Am nächsten Morgen pochte bereits eine Nachricht von ihm auf
meinem Handy. Es war kein Traum. Eigentlich hätte ich es mir sparen
können, sie zu lesen. Denn ich wusste bereits genau was drin stehen
würde. Trotzdem vergewisserte ich mich und las seine SMS.
„Das
war ein Fehler. Ich muss jetzt deine Nummer löschen, damit so etwas
nicht mehr vorkommt!“
Ich
antwortete nicht. Löschte ihn auch. Sogar bei Facebook hat er mich
blockiert. Der totale Kontaktabbruch. In mir brodelte die Wut. Auf
mich, auf ihn, auf sie, auf diese unerklärbaren Gefühle in mir. Ich
sollte ihn umtaufen in Mr Arschloch! Zum Glück stand Karneval vor
der Tür und ich war dankbar für diese Ablenkung. Ich ließ es
krachen und hatte jede Menge Spaß. Im
Hinterkopf war trotzdem immer er. Denn man kann jemanden leider nur virtuell löschen. Im Kopf sollte es genauso einfach sein, verdammt. Kontakt löschen? JA! Ich hoffte ihn irgendwo auf einer
Bonner Veranstaltung zu treffen. Nichts. Ich wurde fast verrückt.
In
modernen Zeiten wie sie es heute sind, keine Möglichkeit zu haben
jemanden zu erreichen, fühlt sich grauenhaft an. Da fiel mir sein
Arbeitsplatz ein und die Kontaktliste die es auf jeder Internetseite
gibt. Dann
tat ich etwas, auf das ich nicht wirklich stolz bin. Ich schrieb ihm
eine Email auf die Arbeit. Ja, ja ich weiß!
„Ich
kann das mit diesem Kontaktabbruch nicht“, lauteten meine
verzweifelten Worte, ganz dramatisch via Email. Das mir noch etliche
dieser „Kontaktabbrüche“ bevorstünden ahnte ich nicht. Mal war
ich es, mal er. Keine Sorge ich werde nicht jeden erzählen. Damit
quälte ich schon meine Freunde. Immer mit den Worten: „Das war´s
jetzt wirklich!“. Doch sie brachten mir jedes Mal bloß ein
besserwisserisches Lächeln entgegen. Ich hasste es. Und sie wussten es besser.
Sofort
kam eine Email zurück: „Schatz, bitte! Ich kann ihr das nicht
antun.“
„Wir
können doch versuchen nur Freunde zu sein...“, schreib ich zurück,
in dem Wissen, dass dies unmöglich ist.
Fortsetzung
folgt...
Cheers!
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