Kennt ihr die Szene in dem Indiana
Jones Film, wo er einen Diamanten klauen möchte und sachte und mit
seinem speziellen Indiana Jones Geschick den Diamanten blitzschnell
mit einem Stein austauscht? Damit die ganze Maya Bude (oder was das war) nicht zusammen
stürzt. Und siehe da, der Trick funktionierte. Als Kind war ich
fasziniert von dieser Art Dinge zu ersetzten. Und so adaptierte ich
diese Vorgehensweise. Die Maya Höhle war mein Hirn und
ich war Indiana Jones.
Nur das sich keine Diamanten klaute,
sondern einfach bestimmte Dinge in meinem Leben austauschte.
Bevorzugt Männer.
Und so wand ich mein Geschick wieder
an, als es um Mr. Perfect ging. Ich tauschte den besetzten „immerzu-an-jemanden-denken“ Platz durch den Mann den ich bei einer
schicksalhaften Begegnung an einem Wochenende in der Heimat wieder
traf aus.
Ich stand betrunken auf der Tanzfläche
und feierte meine Freunde und mich. Es war der Stammclub von Mr.
Perfect, doch er war zu meiner Erleichterung und gleichermaßen
Enttäuschung nicht da. Und so sah mich ein anderer Mann an,
den mein Alkoholvernebeltes Hirn zu Beginn nicht zuordnen konnte.
Doch dann. Es war – und an dieser Stelle überlege ich mir einen
Namen für ihn. Doch mir fällt keiner ein. Ausser: Pussy. Denn er
ist einfach eine Pussy. Wieso erfahrt ihr im Lauf der Geschichte ...
Ich lernte ihn vor über einem Jahr in
dem gleichen Schuppen kennen. Damals feierten meine Kollegen und ich
einen Geburtstag. Es war ein richtig toller Abend und wir hatten jede
Menge Spaß. Den Fuck-it-Drink hatte ich längst hinter mir und wenn
ich an einem bestimmten Punkt des Betrunkenseins angekommen bin, dann
muss ich knutschen. Egal wen. Also drehte ich mich kurzerhand um,
schnappte mir das nächste Gesicht, dass mich ansah und begann es
wild abzuknutschen.
Bisher hatte ich bei diesen Aktionen
immer Glück, dass es sich dabei nicht um einen Zombie, einen Typ mit
Freundin (welche daneben steht) oder eine Frau handelte.
„Wow!“, sagte mein Gegenüber als
er für einen Augenblick Luft holen durfte. Ich sah rüber zu meinen
Freunden. Die das ja alles bereits von mir kennen. Doch sie
schüttelten den Kopf. Heißt: er sieht scheisse aus! Verwirrt
blickte ich ihn wieder an. Neeeeein, er war süß! Nicht mein Typ,
aber ganz süß. Wie ein Teil von Esprit, nicht mein Stil, aber man
kanns ja mal anprobieren oder?
Also knutschten wir den ganzen Abend
weiter. Und dateten uns sogar anschließend. Was dem Kauf eines
Esprit-Kleidungsstückes gleichen würde. Mich mit einer
Party-Knutscherei treffen? Mmmh, mache ich sonst nie. Aber er war
eben auch ohne Alkoholeinfluss süß. Es sind immer die Männer die
nicht dein Typ sind. Diese werden mir immer gefährlich. Schwups, war
ich verknallt. Und zwar tierisch. Alles lief darauf hinaus, dass wir
ein Paar werden würden. Doch außer knutschen lief nichts. So ist es
eben, wenn ich jemanden wirklich mag.
Eines Abends waren meine Freundinnen
und ich auf einer Freiluft-Party. Im Sommer unter freiem Himmel
feiern und Cocktails schlürfen ist einfach toll. Ich textete mit der
Pussy und anhand meiner Schreibe, erkennte er wohl den Alkohol-Gehalt
in meinem Blut. Dabei kann ich mich eigentlich immer gut
zusammenreißen. Aber das denke ich bloß nur. Genau so, wie ich
denke, dass es meinen Eltern nie auffällt wenn ich voll bin. Jedes
mal klopfe ich mir auf die Schulter und denke gut geschauspielert,
bis meine Mutter am nächsten Tag fragt wie viel ich denn dieses Mal
wieder intus hatte.
Nun ja zurück zu der kleinen Pussy
(man erkennt sicher die Wut die in mir brodelt). Er meldete sich
daraufhin einfach nicht mehr und blockierte mich auf allen Kanälen.
Hä, was habe ich bloß falsch gemacht? Aber okay.
Ein paar Monate später sah ich ihn
erneut beim Feiern. Ich hatte die Eier ihm Hallo zu sagen. Doch er
brach in Tränen aus, im Club. Im Club! Schöne Scheisse und was nun?
Meine Freundinnen sahen mich verwirrt an. In meiner Freundlichkeit
umarmte ich ihn, aber nur damit niemand sieht, dass er heulte wie ein
Mädchen.
„Du bist so wundervoll!“, schniefte
er. „Was ist den bloß los?“, wollte ich wissen.
Aber er erzählte mir nur wie toll ich
doch bin und weinte weiter. Mit dem Versprechen ihm meine Nummer
erneut zu geben konnte ich ihn endlich beruhigen und verließ sofort
den Club.
Wir dateten uns wieder. Er war süßer
denn je. Brachte mir eine volle Tüte mit meinen liebsten Süßigkeiten
vorbei. Dann beichtete er mir endlich was vorher los war, wieso er
einfach so den Kontakt abbrach. Ihm passte es nicht, dass ich
angetrunken war. Soll ich es noch mal für euch wiederholen? Gerne.
Ihm passte es nicht, dass ich angetrunken war. Ihr könnt es immer
noch nicht glauben? Tja, ich auch nicht. Bedenke man bitte wie wir
uns kennen gelernt haben. Oder vielleicht deshalb? Ich sah mich schon in zwei Jahren
verheiratet. Kinder. Zwei. Idiot! Du warst nur zur richtigen Zeit am
richtigen Ort. Diese Tatsache machte mich selbsterklärte Miss
Independent so wütend, dass diesmal ich ihn zum Teufel schickte.
Da wären wir bei meinem letzten Besuch in der
Heimat. Er lächelte mich an. Ich legte den Kopf schief, schloss die
Augen und lächelte. Er kam zu mir rüber. „Weißt du wie sehr ich
jedes Mal hoffe dich hier zu sehen?“, flüsterte er mir ins Ohr. Er
hatte sich kaum verändert. Er war nicht groß, hatte eine schlanke
Figur, ein tolles Lächeln, dunkle kurze Haare und stahlblaue Augen.
Seine Worte, hätte ich mir aus Mr.
Perfects Mund gewünscht zu hören. Und da hatte ich ihn. Meinen
Stein!!! Er erzählte mir weiter wie toll ich bin und ich packte ihn
einfach am Hemd, zog ihn zu mir rüber und küsste ihn.
Am nächsten Tag musste ich wieder
zurück. Aber wir blieben in Kontakt und beschlossen es erneut
miteinander zu probieren. Trotz der Entfernung oder vielleicht gerade
deshalb könnte es funktionieren.
Immer noch lief nichts, ausser küssen.
Manchmal wurde der Gute bei der Schreiberei ein wenig anzüglich. Was
ich ihm nicht zugetraut habe, schließlich war er ja eine Pussy. Aber
es gefiel mir. Dieser Mann war der erste, vor dem ich mich ganz
auszog ohne ein Kleidungsstück abzulegen. Ich offenbarte ihm meine
Kuriositäten, die nur wenige Menschen kennen oder gar niemand. Ich
vertraute ihm meine tiefsten Geheimnisse und Spinnereien an.
Beispielsweise, dass ich eine kleine Narbe am Hintern habe, die von
einer misslungenen Kinderimpfung stammt.
Er war quasi besessen von meinem Arsch
und wollte immerzu Bilder von ihm haben. Doch und gerade weil ich ihn
so mochte bekam er immer nur „bekleidete“ Po Bilder von mir. Ich
fands okay, schließlich war er ja mein fester Freund in Spee. Bis er
eines Tages – womöglich hatte die Pussy ihre Tage – ausflippte.
„Wer hat wohl noch solche Bilder von dir?“
Bitch what? Also lügen und sagen
keiner, hätte nichts gebracht. Natürlich gibt es in Zeiten von
Whatsapp Männer mit denen ich was hatte und die Bilder von meinem
Arsch besitzen. Na und? Steht ja nicht mein Name drauf oder? Kann der
Arsch von jeder sein. Und ich will nichts von Kontroversen zum Thema
Anonymität im Netz und so hören. Weiß ich alles. Ist mir egal.
Jedenfalls brach er erneut einfach so
wieder den Kontakt zu mir ab und blockierte mich. Ich weinte kurz.
Nicht wegen ihm. Sondern weil ich so viel Preis gegeben hab. Damit meine ich
nicht die Bilder. Damit meine ich meine kleinen Geheimnisse. Die mir
viel mehr bedeuten als Nacktheit. Denn das ist nur meine Hülle.
Bisher waren es wohl keine echten
Diamanten, da da auf dem beleuchteten Sockel in meinem Hirn lagen und
den „immer-zu-an-jemanden-denken“ Platz zu unrecht einnahmen. Es ist nichts passiert. Die Höhle stürzt nicht ein.
Ich beschließe, diesen Platz nun leer
zu lassen. Und ihn erst dann wieder zu belegen, wenn ich einen echten Diamanten gefunden hab.
Cheers!
Bitte schreib weiter :)!
AntwortenLöschenSehr unterhaltsam, danke für die Geschichte :-)
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