Ich
schwor mir wieder zum gefühlt 1000sten Mal ihn nie wieder bei mir
rein zu lassen. Meine Freundinnen nahmen mich selbstverständlich
nicht ernst.
Sich selbst bei Dingen erwischen die
man besser nicht tun sollte ist scheisse. Ich habe mich selbst dabei
ertappt wie ich mir einen Kommentar eines Facebook Bildes von ihm
durchlas. Auf seinem neuen Profilbild lächelt er. Was denkst du dir
denn? Fragte ich mich wütend.
Das er traurig zu Hause sitzt? Sicher.
Ganz bestimmt. Und wieso sollte er auch? Das einzig was passieren
kann ist, dass er nach einem gescheiterten Anmach-Versuch während
der Power Hour abgefuckt ist, dass es jetzt keinen sicheren Plan B
mehr gibt. Aber den gab es andersrum natürlich auch nicht mehr.
Wobei es als Frau natürlich einfacher ist einen Mann abzuschleppen.
Aber die Vergangenheit lehrte mich, dass da draußen viele Freaks rum
laufen, die zu allem Überfluss nichts drauf haben.
Was regte ich mich eigentlich auf?
Schließlich war er solo! Somit der Freischein um ständig mit ihm
schlafen zu können ohne dabei jedes Mal im Sumpf meines schlechtes
Gewissens zu ertrinken. Meine Freundinnen behielten also Recht.
Nachdem ich ihn aus meinem Leben verbannte brachen ungefähr fünf
Gläser Weißweinschorle eines Nachts den Fluch mit dem ich ihn
belegte und lösten alle Blockierungen auf. Als ich morgens wach
wurde checkte ich meine Nachrichten, weil ich mich dunkel erinnern
konnte, was ich da wieder Blödes getan habe. Aber bei den gesendeten Nachrichten war
nichts an Mr Perfect gerichtet. Da hab ich aber Glück gehabt... Man
sollte es mit dem Handy wie mit dem Auto handhaben. Ab einer gewissen
Promilleanzahl sollte man dieses Gerät einfach nicht mehr bedienen
dürfen. Dies sollte gesetzlich beschlossen werden. Im Laufe des
Tages bekam ich eine wütende Mail von ihm. Shit! Was habe ich getan?
Ich trickse mich jetzt neuerdings selber aus?! Ich schrieb ihm und
löschte anschließend die Nachricht. Tja, mein betrunkenes ICH
betrügt, also mein nüchternes ICH! Was würde ein Psychologe dazu
sagen? Mmmh, den One Minute Man kann ich ja leider diesbezüglich
nicht mehr fragen! Er war zwar sauer, aber nicht nachtragend. Ich
schrieb ihm letzte Nacht nur drei kleine Worte: du fehlst mir!
Nachdem ich ihm erklärt habe, wie
verletzt ich war, vertrugen wir uns wieder.
Noch am gleichen Tag kam er abends bei
mir vorbei... Wir unterhielten uns. „Alles was ich dir bisher
gesagt habe, meinte ich aus so! Wieso glaubst du mir das nicht?“,
wollte er wissen. Ehm, weil du zwei Gesichter hast vielleicht?! Aber:
reden ist Silber, Blasen ist Gold.
Nüchtern ist er viel besser. Mag man
gar nicht denken. Von wegen Hemmungen die bei Alkohol im Blut fallen
und so... Seine Berührungen sind präziser, seine Stöße fester und
seine Wahrnehmung einfach besser. Er begreift sofort was mir gefällt,
macht instinktiv weiter ohne das ich was sagen muss. Ich konnte mich
schon immer bei ihm fallen lassen. Jedoch schien mich das Wissen über
seine Freundin innerlich zu blockieren. Jetzt wo es keine Freundin
mehr gab, war ich frei. Er gehört in diesem Moment nur mir. Das
machte alles noch viel besser als es ohnehin schon war...
Ich saß auf ihm und bestimmte den
Rhythmus. Er grub seine Hände in meinen Arsch und hielt mit leichten
Stößen gegen meine. Irgendwas passierte da, er spürte es auch. Ich
schloss die Augen. „Baby?“, fragte er. Ich selbst habe mich noch
nie zu dieser Empfindung bringen können. Somit wusste ich nicht was
da in mir geschah!
Ich zog mich innerlich so zusammen,
dass ich das Gefühl hatte mich jeden Augenblick von seinem Schwanz
abzustoßen und wie eine Rakete an die Decke zu gehen. Irgendwie war
es auch so. Mein Inneres schwebte an der Decke. Ich erlebte eine
tiefe emotionale Erschütterung. Mein Atem stockte. Sekunden lang
hielt dieses zutiefst befriedigende, selbst mit allen Superlativen
nicht zu beschreibende, Gefühl an. Er berührte meine Seele.
Hallo lieber A-Punkt Orgasmus-Rausch!
Freud würde sagen, ich sei jetzt eine
richtige Frau. Jetzt wo ich meinen tiefen Orgasmus nach vielem
Ausprobieren endlich fand.
Ich liebte meinen neuen Orgasmus. Ich
konnte mir Sex ohne ihn nicht mehr vorstellen...
Es war wie zu Beginn der Affäre.
Wunderbar entspannt. Eigentlich denkt man, dass sich irgendwann die
Routine einstellt. Aber so wahr ich hier sitze, es wurde von Mal zu
Mal besser. Ich dachte nach jedem Mal, dass dies das Geilste, war was
mir je widerfahren ist. Manchmal hatten wir nur in einer Stellung
Sex. Ihr mögt denken: wie kann sie das bloß für den perfekten Sex
halten? Ganz einfach: es fühlte sich so gut
an, dass es uns beiden nicht gelang uns von einander zu trennen.
Nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde wollten wir dieses besondere
Gefühl missen. So trieben wir es manchmal einzig und allein über
eine Stunde in der Reiterposition. Wie in einem Musical gab es viele
Spannungsbögen, verschiedene Rhythmen, aggressive Stücke lösten
sanfte zärtliche Töne ab. Und somit gab es mehrere Höhepunkte in
dieser Geschichte.
Ich schwebte in der Sex-Trance. In
dieser perfekten Sex-Trance. Es liegt wohl in der Natur der Frau perfekte Dinge in Frage zu stellen. Ich versuchte den Sinn
dahinter zu finden.
Ich wollte die Sex-Blase verlassen. Und
dies ging nur mit drastischen Maßnahmen: ich musste sie mit einer
spitzen Nadel zerstechen. Also schrieb ich eine lange Mail in der ich
all das in Worte fasste was ich fühlte, all das was ich mich nicht
wagte auszusprechen. Ich schlug ihm vor mal ausserhalb des Bettes
etwas zu unternehmen. Was trinken oder essen gehen. Um rauszufinden
ob es ausserhalb der Laken genauso gut funktioniert... Denn das
wollte ich wirklich. Meine Perle hielt ihn bereits für den
Richtigen, aber was war mit dem Rest von mir? In dem Moment wie ich sie absendete,
kannte ich bereits die Antwort.
An diesem Abend lud ich einen lieben
Freund zu mir nach Hause ein. Wir sahen „Sex and the City“ aßen
Pizza und schlürften Weißwein. Ich verlor keinen Gedanken mehr an
seine Antwort. Toller Abend! Ziel erreicht: ich war voll! Betrunken
sah ich auf mein Handy. Da war sie. Die alles entscheidende SMS.
Einen größeren Arschtritt hätte ich nicht bekommen können.
Anscheinend hat er mich missverstanden. Ich habe ihn nicht gefragt,
ob er mich heiraten will. Sondern nur ob wir mal was unternehmen
könnten, ganz ungezwungen.
Einem Mann eine Bindung jeglicher Art
vorzuschlagen, wenn er grade eine Beziehung beendet hat, ist genau so
wirkungsvoll wie in einen Toaster zu packen. Das einzige was man mit
größter Sicherheit bekommt ist einen Schlag.
Alkohol funktioniert in dieser
Situation wie ein Gefühls-Airbag. Ein Ballon gefüllt mit
Gefühlskälte bewahrt dein Herz vor irreparablen Schäden. Aber
eigentlich machte es mir nichts aus... Das schrieb ich ihm auch,
bevor sich mein Weinrausch im Schlaf verlor.
In meinem Kopf vibrierte es. Sekunden
später begriff ich, dass es an der Tür klingelte. Hat mein Freund
was vergessen? An der Gegensprechanlage krächzte ich ein Hallo raus.
„Baby?“, kam es mit Hoffnung in der
Stimme zurück. Was wollte er denn mitten in der Nacht von mir?
Besonders nachdem er mir Stunden vorher einen Korb der Extraklasse
verpasste.
Ich zog meine Boots über die pinke
Pyjamahose und ging zur Haustüre. Es war noch ziemlich viel los in der
Innenstadt. Er stand angelehnt an der Hauswand. Als ich die Türe
hinter mir fallen ließ dreht er sich um, sah mich an, schnellte zu
mir und umarmte mich. Als täten ihm seine geschriebenen Worte leid.
Dann nahm er zärtlich mein Gesicht in die Hände und blickte mir tief
in die Augen. Da sah ich, seine glänzenden Augen. Die gläserne Wand
in seinen Augen wurde immer höher, bis sie sich in dicken Tränen
auflöste, welche sich auf dem Weg über die Wangen in seinen Bart
verloren. Was zum Teufel war denn nur los mit ihm? Er hörte gar
nicht auf. Die Leute auf der Straße schauten schon blöd. Ne Alte im
pinken Daisy Duck Pyjama mit Fellboots und einem flennenden Typen im
Arm. What? Okay, ich musste ihn schnell in meine Wohnung bringen.
Aber meint ihr er hätte aufgehört? Nein, es ging erst so richtig
los. Er saß total fertig auf meiner Couch. Begrub das Gesicht in
seinen Händen und heulte. Dann sah er auf, schüttelte den Kopf und
sagte: „Unmöglich wie ich mich dir gegenüber benehme!“ Zum
ersten Mal glaubte ich ihm seine Worte.
Dann sagte er wieder lauter Dinge, die
er einfach nicht hätte sagen dürfen. „Ich will mit dir ausgehen,
dich im echten Leben erleben!“, winselte er. Will dieser Junge mich
nur noch verarschen? Genau das hatte ich ihm in der SMS vor nicht mal
zehn Stunden vorgeschlagen und seine Antwort darauf war mehr als
kühl: Ich glaube nicht, dass da mehr bei mir ist! Und jetzt? Ach so!
Zehn Stunden und nach seinem Geruch zu urteilen drei Flaschen Jack
Daniels haben seine Meinung wie es aussieht geändert. „Ich komme
dich auf der Arbeit besuchen und bei deinen Eltern!“, sagte er und
fuchtelte dabei dramatisch mit den Händen. Ich war stinksauer und
verfrachtete ihn einfach ins Bett. Er hat es natürlich probiert...
Aber ich wollte nicht. Am nächsten Morgen musste ich früh raus und
ließ ihn im Bett liegen. Von seinem Mädchen-Geheule habe ich ihm
erzählt. Nicht aber von seinen Worten. Seinen gelogenen Worten, die
sich in meinem Kopf breit machten wie Schimmel in einem Haus. Sie
befielen mein klares Denkvermögen. Arschloch!
Was ich nicht wusste: seine Exfreundin
erschien wieder auf der Bildfläche. Sie redeten wohl viel. Sehr
viel. Über ihre Probleme und so. Ah ja. Okay. Ich verstehe. Er
drückte die Aufwärm-Taste an der Mikrowelle und ich entschied,
dass es nun an der Zeit war mich endgültig rauszuhalten. Auch wenn
sie nicht wieder zusammen waren, schlug ich ihm vor, dass mit uns zu
beenden, damit er sich ihr mehr widmen kann. Netter Schachzug, aber
gut machen konnte ich mit dieser Aktion die vergangen Jahre nicht...
Nach einiger Zeit der Funkstille,
schrieb mir eine Freundin eines Abends, dass sie die beiden turtelnd
in einer Bonner Bar gesichtet hat. Ich sag ja: auf meine Spione ist
Verlass!
Eigentlich wollte ich nichts davon
hören. Aber meine Freundin hielt es für wichtig mir alle Details
der Begegnung auf die Nase zu binden. Vielleicht in der Hoffnung mich
endlich heilen zu können. Sie sahen wohl sehr verliebt aus und das
Mädchen hing extrem an ihm. Also sind sie wieder zusammen?
Cheers!
Fortsetzung folgt...