Eine
meiner Freundinnen hatte Schluss mit ihrem psychopathischen Freund
und meldete sich im Handumdrehen bei einer Single App an. Um sich
schnell zu trösten. Ja, so ticken wir Frauen nun mal. Ich erinnere
mich noch an ihre Worte: „Das ist echt voll witzig! Meld dich doch
auch an!“
Ehm,
nein. Ich mag das echte Leben lieber. Gut, ich gebe zu: soziale
Netzwerke unterstützen mich beim Kennenlernen. Facebook funktioniert wie ein
Deckmantel. Oh hey, ja lass uns Freunde sein, damit ich mir in aller
Ruhe deine Bilder ansehen kann. Wer deine Freunde sind und wo du
arbeitest. Facebook ist quasi das erste Date nur ohne all die
Peinlichkeiten. Ziemlich entspannt. Aber diese Single Apps sind so
offensichtlich. So bedürftig. Und beim besten Willen, ich bin nicht
bedürftig. Aber was wäre wenn? Ich dachte an diesen Blog und hielt
es für spaßig eine Recherche aus der Sache zu machen.
Zack,
ich meldete mich bei einer der zurzeit beliebtesten Single Apps an.
Auf meinem Profilbild sah man nur die untere Hälfte meines Gesichts.
Ein bisschen Undercover musste ja sein. Schließlich bin ich ja nicht
bedürftig... Während ich mich versuchte in dieser für mich
komplizierten App zu recht zu finden, erhielt ich bereits nach zwei
Minuten meiner Anmeldung eine Chatanfrage.
Die
Sache mit dem Arschloch ist nun über drei Jahre her. Immer wenn wir
zusammen unterwegs waren, gab es da einen seiner Freunde der mich
stets anstarrte. Als wüsste er irgendwas über mich. Mmmh, Männer
reden ja schließlich auch. Sicher hat der blöde Soldat etwas über
mich erzählt. Auch nachher, egal auf welcher Party man sich zufällig traf, er starrte weiter... Ich kümmerte mich nicht drum.
Die
Chatanfrage kam von ihm. Anscheinend hat er mich erkannt und nun die
virtuellen Eier besessen mich anzuschreiben.
„Kann
man noch mehr von dir sehen?“, stand dort.
„Hä,
wir kennen uns doch?!“, schrieb ich verwirrt zurück.
Er
erkannte mich nicht, es war bloß ein Zufall. Und was für einer.
Nachdem
die Sache aufgeklärt war wand ich mich wieder meiner eigentlichen
Aufgabe zu: Stalken! Ich liebe stalken. Ich fand
sogar ein paar Männer, die ich einst gedatet hatte und musste
lachen. Was für bescheuerte Namen die sich dort gaben. Parashooter!
Oh Mann! Abstoßend waren jedoch, die Männer die auf ihren
Profilbildern oben ohne posierten. Nein, ehrlich, macht das
irgendeine Frau an? Ganz bestimmt eine Plastik-Barbie, die sich dann
aber wenn´s ans Eingemachte geht ziert und auf Prinzipien statt auf
dem Oben-ohne-Mann rum reitet.
Ich
merkte, dass ich langsam addicted wurde und minütlich checkte wer
mich gut fand, wer mir schrieb und wer mir ein Küsschen schenkte.
Dabei dachte ich nie darüber nach mich mit einem dieser Typen zu
treffen. Nein, aus dem Alter bin ich raus. Ich halte einfach nichts
von Online Dating. Ich
beschloss dem Wahnsinn ein Ende zu machen und mich abzumelden. Doch
schrieb mir ständig der Freund des Arschlochs und schickte mir seine
Nummer. Gut, er war ganz nett. Aber eben sein Freund. Er erklärte
mir, was der Grund für sein Starren war. Was wohl? Er war heiß auf
mich! Und ich hab es natürlich falsch interpretiert. Wie so oft...
Ja, was weiß ich was das Arschloch ihm alles über mich erzählt
hat?!
Eigentlich
hatte ich Null Interesse an diesem Mann. Aber er wollte nur was mit
mir Essen gehen. Und ich willigte ein. Why not?
Für das
Treffen, was definitiv kein Date für mich war, richtete ich mir nur
mäßig her. Normal eben. Hochgeschlossen und flache Schuhe. Jeder
der mich kennt, weiß was das bedeutet.
Er holte
mich von zu Hause ab. Anscheinend hatte ich ihn anders in Erinnerung.
Irgendwie fand ich ihn ganz süß. Er hatte dunkle kurze Haare,
stahlblaue Augen und einen Brat der seinen Mund umrandete. Als wir an
seinem Auto ankamen, tat er etwas was bisher (ich muss kurz
überlegen) noch keiner tat, er öffnete mir die Autotüre. Wie gute
Manieren einen in der heutigen so lieblosen kalten Welt doch
verwirren können. Aber mir imponierte es sehr. Ich liebe gute
Manieren. Als ich in seinem Auto saß, steckte er mir ein Ü-Ei zu.
„Hier du magst doch Schoki hast du gesagt!“, meinte er und
lächelte. Ich hatte mich nicht von der Autotür-Sache erholt und
dann das. Ich war hin und weg. Wie aufmerksam. Und wer mir Schoko
schenkt hat schon halb gewonnen. Wir aßen
in einem ungewöhnlichen Burgerladen, der so eingerichtet war wie in
den 50ern. Es war wirklich nett.
Auf dem
Rückweg, ach ja er hielt mir erneut die Autotüre auf, faselte er
etwas von Hugo und seiner Wohnung. Und ehe ich mich versah, war ich
bei ihm zu Hause. Ich weiß wirklich nicht wie ich da manchmal rein
gerate...
Da saß
ich nun auf seinem modernen Otto-Katalog Sofa (hypermoderne
Wohnungseinrichtung ist einfach nicht mein Ding) und schlürfte am
Hugo, als er mir das Glas aus der Hand nahm. Es glich einer
theatralischen Geste auf der eine aufregende Aktion folgen sollte.
Ich wusste nicht wie mir geschah und auf einmal lag dieser Mann auf
mir. Erwähnte ich, dass er bereits 38 Jahre war? Nein? Dann tue ich
das jetzt.
Grober
Fehler, dieses Überrumpeln. Uh, gar nicht meins. Er küsste mich wie
ein Hund. Leckte mein Gesicht ab. Ich verziehe beim schreiben dieser
Zeilen sogar mein Gesicht. Dann hielt er meinen kleinen Mund in
seinen Pranken fest und fing an zu stöhnen. Er lag schon auf mir und
rutschte auf mir rum als würde er mich ficken. Dabei machte ich mir
große Sorgen um meine sündhaft teure Scotch Hose mit Ledereinsatz
die er gefährlich dehnte, als er sich an mir rubbelte. "Trocken-Ficken" nennt man sowas. Der Mann drückte mächtig die
Vorspul-Taste. So perplex vom Tür aufhalten ich auch war, schlimmer
war das hier. Wieso? Ich meine: Wieso?
Er nahm
seine große Handwerkerhand und drückte die ganze Handfläche auf
mein Gesicht. Ich erwähnte doch schon mal, dass ich es gerne was
härter mag. Das entsprach nicht, dem was ich meine. Das grob
gemeinte wirkte bloß plump... Das war ein Witz! Wieso sollte ich
darauf stehen, wenn er mir seine Hand ins Gesicht drückt während er
mich trocken bumst, stöhnt und mein Gesicht ableckt? Die ganze Zeit
musste ich mein Lachen unterdrücken. Okay, ich musste das in die
Hand nehmen. Ich packte mir sein Gesicht und hielt ihn so fest, wie
ich es mochte geküsst zu werden. Klappte für kurze Zeit auch und
irgendwie schaffte er es das Ruder rum zu reißen und mich wieder ein
bisschen heiß zu machen. Fragt mich nicht wie. Leider
wurde er wieder so pseudo hardcore und es war einfach nur lächerlich.
Mein Ständer war dahin. Seiner nicht. Fuck!
Zum
Glück war ich nicht rasiert, das ist die beste und sicherste
Versicherung keinen Sex haben zu müssen. Ja, den meisten Männern
ist es egal. Aber ich würde niemals unrasiert Sex mit Jemand neues
haben. Was in den meisten Fällen auch die richtige Entscheidung war.
Er hob mich hoch und brachte mich nach oben in sein Schlafzimmer.
Dort hingen tatsächlich Traumfänger – igitt. Wie geschmacklos.
Ein Samurai Schwert lag auf der Ablage vorm Bett. Auch noch China
Kram... Ein einziger Einrichtungsalptraum.
Es
blubberte als er mich aufs Bett warf. Nice, ein Wasserbett. Hab ich
noch nie drauf gevögelt, schoss mir durch den Kopf, als ich das
Gluckern des Bettes im Rücken spürte.
Wieso
bin ich eigentlich noch hier? Recherche? Ich glaube ich wusste
instinktiv, dass da noch was geht. Und da ging noch was.
Umso
wilder er sich in rage stieß und leckte, desto mehr musste ich
lachen.
Übrigens
war ich immer noch komplett angezogen. Ihm wurde heiß und er zog
sein Oberteil aus. War ganz okay. In dieser Stelle, ja sorry, ich bin
gemein.
Dann
drückte er meinen Kopf zur Seite ins Kissen und fuhr mir mit der
seiner Hand in die Hose. Diese Jeans sitzt sehr eng und da passt echt
schwer noch eine Hand rein. Ausserdem wollte ich ja nicht... Daher
nahm ich seine Hand und wollte sie raus ziehen, als: „Maus!“ Wie
nannte er mich da? Moment, erst auf hart machen und dann den dümmsten
Kosenamen der Welt raus hauen?
„Äh,
ja?“, fragte ich ängstlich.
„Ich
will von deinem Nektar kosten!“ Ihr kennt dieses kratzige Geräusch,
wenn die Nadel auf der Schallplatte hängen bleibt? Okay, mein
aufgestautes Lachen der letzen halben Stunde entlud sich. „Bitte,
was hast du da gesagt?“, prustete ich.
„Ja,
ich will von deinem Nektar kosten!“, hauchte er mit einer Prise
erzwungener Erotik in der Stimme. Vielleicht lag seine Ausdrucksweise
an seinem deutschen altertümlichen Namen. Ist es ein
Generationsding? Denn ich kenne nur den Begriff „Pussyjuice“. Das
Wort fand er jedoch zu, festhalten, anstößig. Gott!
Ohne
Rücksicht auf Verluste rieb er sich einfach weiter an mir wie ein
spitzer Hund an einem wehrlosen Plüschtier. Ja, genau das ist die
perfekte Beschreibung für das was er da tat. Dann stopfte er seine
ganze Hand in meinen Mund und flüsterte mir: „Maus, ich will aus
deiner Quelle trinken!“ ins Ohr. Habe ich da grade richtig gehört?
Ugh!
Okay,
das war zu viel. Meine Liebste zog sich zusammen. Als würde sie mir
damit sagen wollen: Mit mir nicht! In Rücksprache mir meiner Pussy,
entschieden wir beide, dass es das Beste wäre die Biege zu machen,
bevor es brenzlig wird. Ich biss ihm in die Hand. „Oh, nicht so
heftig Maus!“, ermahnte er mich und seine Stimmlage verriet mir, wie
sehr ihn das anturnte. Really??? „Ich muss jetzt wirklich nach
Hause“, sagte ich und legte extra viel Enttäuschung in diese
Worte.
Zu guter
Letzt fiel ich mit einem lauten Knall noch schön seine Treppe
runter. Peinlicher Abgang. Scheiß drauf! Bloß weg. Mein Hintern tat
mir noch Tage später weh.
Er
meldete sich immer wieder und war auch wirklich sehr lieb. Ich schob
wie immer Zeitmangel vor. „Okay, Maus. Meld dich einfach, wenn die
Heckdick vorbei ist.“, schrieb er mir verständnisvoll zurück. Na,
ist euch was aufgefallen? Der Fehler den ihr da entdeckt habt ist
nicht meiner. Sondern seiner. Aus Berufswegen scheiden Männer mit
Rechtschreibschwäche in Zeiten der Autokorrektur bei jedem
gottverdammten Handy sofort aus. HECKDICK?!
Und
wieder übernahm ich in die Rolle des Arschlochs. War es mir keine
Lehre wie sein Freund mit mir umgegangen ist? Wieso tat ich das
Gleiche mit einem wirklich lieben Mann? Gut, wir trafen uns bloß das
eine Mal, aber er meinte es ehrlich mit mir.
Jemanden
abzuweisen, nur weil er im Bett mehr Hund als Mensch war und Worte
wie "Nektar" benutze ist wirklich nicht die feine Art.
Aber ich
wollte ihn einfach nicht aus meiner Quelle trinken lassen...
Cheers!
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