Ein
fieses durchdringendes Klingeln weckte mich mit einem erschrockenen
Zucken aus meinem sowieso schon seichten Schlaf. Der Wecker! Ich lag noch in
seinem Arm. Dann stand ich auf. Denn ich musste arbeiten. Der Herr
drehte sich mit einem entspannten Schmatzen um und schlief weiter.
Ich
versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen, packte mir ein
paar Klamotten und sprang unter die Dusche. Jeder Tropfen der aus der
Brause auf meinem Kopf prasselte fühlte sich an wie ein Betonstein.
Wie jedes Mal schwor ich mir vor einem Arbeitstag nie wieder zu
trinken... Nun ja, den Tag möchte ich erleben. Als ich fertig war
drückte ich ihm schnell einen Kuss auf die Stirn und zog die Türe
hinter mir zu. Auf dem Weg zur Arbeit traf mich dann der Flashback
der gestrigen Nacht wie ein Schlag, der mich mitten auf der Straße
zum stehen brachte. Boom! Ist das wirklich passiert? Vielleicht habe
ich es ja nur geträumt. Wer weiß schließlich war ich ja ziemlich
betrunken. Ich nickte mir zu und ging entschlossen weiter. Und wenn
doch, würde ich diese Angelegenheit wie eine Erwachsene angehen und
sie schlichtweg ignorieren. Guter Plan!
Wobei...
Ich gehe mit dem Wort Liebe leichtfertig um, wenn es um Schuhe geht,
ja. Aber nicht im Bezug auf Männer. Bisher habe ich diese verdammten
Worte nur einmal zu einem Mann, meinem Ex-Freund, gesagt. Zum Glück
waren die Kopfschmerzen schlimmer als dieser Gedanke, etwas hinaus
posaunt zu haben was ich gar nicht wollte. Dummer Schachzug, meine
Liebe! Die
Arbeit lenkte mich ab.
Am
Mittag hatte ich eine Nachricht von ihm auf dem Handy. Gerade muss er
den gleichen Schlag ab bekommen haben, der mich bereits ein paar
Stunden früher ereilte. Trotz Vorsprung hatte ich dennoch keine Antwort parat. Verdammt!
„Alles
cool mit uns, oder? Da haben wir wohl was gesagt, was wir nur aus dem
Moment heraus sagen wollten. Ich liebe meine Freundin.“
Ich
musste mir diese kleinen Sätze circa zwanzig Mal durchlesen um sie
zu begreifen. Mein Fazit: Wichser! Ihm den Rest seiner Liebesschwüre
zu erzählen, machte nach der Nummer eh keinen Sinn mehr. Er würde
alles leugnen. Bitte!
„Ja,
wir waren ziemlich betrunken.“, schrieb ich nüchtern zurück.
Damit wurde die Sache als solche bis heute komplett tot geschwiegen.
Was soll ich sagen? Ich wusste es selbst nicht. Ich weiß es heute
nicht mal. Liebe ich diesen Mann? Oder ist es der Sex, der mein Hirn
vernebelt und Hormone frei setzt, die mich das alles nur denken
lassen. Doch wie kann es sein, dass ein Mann der mich so berührt als
hätte er dies sein ganzes Leben lang nur für mich geübt, nur eine
einfache Affäre sein soll? All das konnte ich nicht begreifen...
Nichtsdestotrotz
versuchten wir nach, diesem unangenehmen Sprechdurchfall Freunde zu bleiben. Ich
glaube dessen Grenzen hat er auch missverstanden. Denn er begann
bei MIR über seine Freundin herzu ziehen. An sich nicht die feine
englische Art, aber dies bei mir zu machen, verdient ein extra Sternchen im bereits randvollem Arschloch Heft. Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob er das
mit Absicht tat oder einfach nur ein Ventil suchte. Hatte ich wohl
all das was er an seiner anscheinend doch nicht so perfekten Freundin
schätze. Dabei geht es hier nur um oberflächlichen Scheiss!
Eine
andere Frau in meiner Position hätte sich sicher in einen Geier
verwandelt. Der hungrig, aber geduldig über der verletzten Beziehung
kreiste und seine Chance auf Frischfleisch witterte. Mit den
richtigen Worten und Taten hätte man da ziemlich schnell alles zum
Ende bringen können.
Ich
wollte dies jedoch nicht. Auch wenn ihr mich jetzt für verrückt
haltet, aber ich kam mir noch schäbiger vor. Wenn ich darüber
nachdenke und es mein Freund wäre, der der Frau die er heimlich
fickt, sagen würde, dass ich mich gehen ließe und nicht mehr gut
duften würde, treibt es mir schlagartig die Tränen in die Augen.
Mir, die er nie im Alltag erlebte, die auch gerne mal aussieht wie
ein Penner. Klar, sollte man sich nie gehen lassen. Aber für ihn war
ich immer frisch gewaxt, geduscht und hergerichtet. Der Knaller
jedoch war diese Aussage: „Ich fühle mich dir emotional näher als
ihr und ich
schaffe es nicht meine Gefühle für dich abstellen.“ Was
bitte soll ich darauf antworten? Er soll bei seiner Freundin bleiben.
Ich will doch nicht, dass sie sich trennen. Die Kluft zwischen den
beiden wurde immer größer... Und ich wusste über alles Bescheid.
Die Beziehung humpelte und ich war der Geier auf dem Ast, der dabei
zusah, obwohl er es nicht wollte.
Eines
Tages schrieb er mir, dass Schluss mit seiner Freundin sei. Es tat
mir wirklich leid. Dennoch war ich erleichtert, meines Karmas wegen.
Er fragte ob er die Nacht zu mir kommen könne. Ich hatte kein gutes
Gefühl dabei, war ich doch wieder mit meinem Jugend-Freund (nächstes
Mal) zu Gange den ich sehr mochte. Aber, da ich ja dachte wir seien
Freunde willigte ich letztlich ein. Halb
sechs morgens, es klingelte. Ich ließ ihn rein und legte mich wieder
ins Bett. Er ging duschen und legte sich komplett nackt zu mir. Alles
reine Provokation. Von Anfang an stellte ich klar, dass nichts laufen
würde. Also was sollte das? Dann fing die Diskussion an. Herrgott. Und
natürlich schlief ich mit ihm. Damit er den Mund hielt! Es war
wieder einfach nur extrem gut.
Am
nächsten Morgen, erzählte er mir, dass es alles geplante Taktik
war. Eifersüchtig auf meinen Freund und austesten wollte wozu er
mich bringt. Ich war so wütend auf mich selbst. Auf einmal stellte
ich alles in Frage was er je zu mir gesagt hat. Und auf einmal ergab
alles einen Sinn. Das war es was ich gebraucht habe. Dieser Tritt in
den Arsch!
Es
wäre viel einfacher gewesen, wenn es nur um Sex gegangen wäre. Wenn
er nicht ständig diese erfundene Gefühlsscheisse abgezogen hätte.
Und wieder mal legte mich so etwas aufs Kreuz. Er wusste eben genau
was ein Mädchen hören will... Und schaffte es mich damit zu
knacken. Eigentlich
bin ich ziemlich dumm, denn jemand der dich wirklich mag, fragt nicht
zum zehten Mal wie alt du bist, wo du arbeitest und was du gelernt
hast. Jemand der dich mag interessiert sich für dich. Ich weiß noch
von allem was er mir gesagt hat. Ich hab ihn angehimmelt, wenn ich
morgens nackt in seinem Arm lag und er mir etwas erzählte. Es war
wundervoll. Hatte ich unterbewusst Gefühle für ihn? Sonst hätte
ich nicht im besoffenen Kopf gesagt, dass ich ihn liebe. Aber
zusammen sein wollte ich nicht mit ihm. Ich war auch irgendwie
entspannt, dass er eine Freundin hat. Vielleicht wusste ich im
tiefsten Inneren auch, dass er mich verarscht...
Done!
Done?
Fortsetzung
folgt...
Cheers!
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