Sonntag, 31. August 2014

Mr Perfect Finale (Part 1)



Oh, geliebtes Bonn. Nach einer Horror-Fahrt von zwölf Stunden habe ich es geschafft und war endlich wieder zuhause. Es ist jedes Mal so, als wäre ich nie weg gewesen...

Donnerstag Abend, ich war mit meinen allerliebsten Freundinnen feiern. Das hatten wir bereits ewig geplant und ich freute mich wahnsinnig drauf. Und es war so schön wie lang nicht mehr.
Nach zwölf bekam ich eine Nachricht von Mr Perfect: „Bitte komm zu mir!“. Er wünschte sich, dass ich mit ihm einschlafe und aufwache. Mmmh, sollte ich? Die Party war so gut und wir hatten richtig viel Spaß. Mein Schwips übertünchte meinen klaren Menschenverstand. Dazu gesellten sich meine Hormone und ich entschloss mich zu fahren...
Meine Freundinnen waren alles andere als begeistert. Für einen Mann seine Freundinnen auf der Party stehen lassen, gerade wenn man sich nur ein mal im Monat sieht, ist echt ne beschissene Nummer. Dafür entschuldige ich mich hiermit bei meinen Ladies! Ich lieb euch! „Lass es dir richtig besorgen!“, lautete ihre Verabschiedung. Jetzt wisst ihr wieso ich diese Verrückten so liebe.

Also stöckelte ich zum Taxi und war mega nervös. Er wartete an der Türe in Schlafshirt und Boxer. Dieses Bild kenne ich nur zu genau, ich liebte es. Denn darauf folgten stets tolle Momente. Ich betrat seine neue Wohnung, die die er einst gemeinsam mit seiner Ex-Freundin bezog. Mir wurde irgendwie schlecht. Ich war wohl nicht betrunken genug um diese Tatsache einfach ignorieren zu können. Ich verschwand erstmal im Bad und versuchte nach der durchtanzten Nacht zu retten, was noch zu retten war. Damit meine ich Haare und Visage. Ach, scheiss drauf, sagte ich mir und stapfte ins Schlafzimmer. Ich bat ihn um ein Schlafshirt. Es duftete nach Waschpulver. Ich zog es schnell über, legte mich ins Bett und schaltete das Licht aus. Behutsam kuschelte ich mich in seinen Arm. Irgendwas war anders. Er duftete nicht wie sonst... Seine Küsse schmeckten nicht. Alles war fremd. Als sei die Magie plötzlich verschwunden. Was ist passiert? Wir schliefen miteinander. Angetrunken bin ich hemmungsloser. Aber irgendwie war es insgesamt lahm. Wo einst Funken sprühten, dominierte Langeweile. Alles fühlte sich an wie Routine. Und es war das erste Mal, dass ich ihm einen Orgasmus vortäuschen musste. Dabei hätte ich gedacht, dass es A nie vorkommen müsste und B, dass er den Unterschied spüren würde. Hat er aber nicht. And the Oscar goes to... Ne, mal im Ernst. Alles war so fremd und kam einem billigen One-Night-Stand gleich anstatt Sex mit meiner Liebe. Habe ich mich geirrt? War ich mir doch so sicher... Er schlief ein. Auf der anderen Seite des Bettes. Hätte ich noch was Geld für ein Taxi über gehabt, wäre ich klammheimlich abgehauen.

Lauter Lärm aus vorbeifahrenden Autos und Regenschauern machten es mir unmöglich ein Auge zu zumachen. Ausserdem schnarchte er gewaltig. Seit wann tut er das? Hat er vorher nie. So verbrachte ich die Nacht in einer Art Dämmerschlaf...Vielleicht waren es aber auch die Geister meiner Gedanken, die in meinem Kopf kreisten, die mich nicht ruhig schlafen ließen. Neben ihm schlief ich sonst immer so gut. Endlich: Morgen.
Er rührte mich nicht an. Wir hatten kein Kondom mehr für eine zweite Runde. Dennoch war es komisch, kühl, distanziert.
„Du kannst ruhig weiter schlafen“, sagte er als er sich anzog. Ne ne, ich musste da weg. Er fuhr zur Arbeit. Ich sammelte mein Zeug zusammen. Es schüttete wie aus Eimern. Und ich hatte nur meine Party-Klamotten und meine High Heels. Scheisse eh!!! Ich öffnete die Türe und fragte mich wie ich die löchrige Eisentreppe bei Nässe mit Stöckelschuhen bewältigen sollte. Aber dann hörte ich Stimmen. Fuck! Sein Onkel wohnt unter ihm. Großartig! Naja, ich musste da weg, Türe war schon zu. Verfickte Scheisse aber auch! In gefühlter Zeitlupe stieg ich die Todes-Treppe runter. Unten angekommen, das nächste Hindernis. Der Stein-Boden. Während ich kurz überlegte, sah ich mich um. Und genau hinter mir saßen Onkel und Tante die mich anstarrten. „Äh, ehm, Morgen?!“, säuselte ich mit einem Lächeln und stapfte über das Gras Richtung Tor. Ich versank wortwörtlich im Erdboden. Durch die Büsche bohrten sich ihre Blicke zu mir. Ich wartete im Regen aufs Taxi (Geld, gab er mir). Wie ne billige Nutte stand ich da. Je, genau so möchte ein Mädchen die Familie kennenlernen. Richtig geil! Der Taxifahrer war endlich da. Er erzählte mir von seiner Tochter. Auch eine Karrierefrau wie ich, mein Alter. „Ich wünsche mir Enkelkinder!“, sagte er verzweifelt. Ich bin auch glücklich verheiratet mit meinem Job. Lady Gaga sagte einst: „Dein Job liegt nicht eines morgens neben dir und sagt dir, dass er dich nicht mehr liebt!“
Und verdammte scheisse, sie hat Recht! Ich hatte nicht mehr viel Zeit mich mit den Worten des Taxifahrers zu befassen. Denn endlich bei meinen Eltern angekommen, musste ich mich schnell fertig machen. Wir waren auf einer Hochzeit eingeladen.

Als ich da in der Kirche stand und zusah wie zwei verliebte Menschen sich das Ja-Wort gaben, konnte ich meine Tränen nicht bei mir halten. Selbstverständlich vor Rührung und auch weil ich nach dieser Nacht, wusste dass es vorbei war mit mir und Mr Perfect...

Ach so Hochzeiten sind schon was feines! Trinken, Essen und lästern über verhasste Familienmitglieder, die einfach schrecklich aussehen in ihren billigen Kleidern! Ich war leicht angesäuselt und schrieb zwischen den Gängen mit Mr Perfect. Tolles Benehmen habe ich was? Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir darauf kamen (ich werd alt). Aber es ging ums zusammen sein. „Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, das weisst du! Bei mir ist da nicht mehr!“ Wie? Und wieso wolltest du es von mir hören? Wieso hast du bei allem mitgemacht? Das tut niemand der nicht mehr will – das tut jemand der nur eins will! Bastard! 
Die Zeilen fingen an zu wackeln, der Boden tat sich auf, Tische mit Tellern und Besteck rutschten in die klaffende Spalte im Boden. Ich versuchte mich an der Tischdecke festzuhalten, aber ich schaffte es nicht. Ich konnte nicht schreien. Ich konnte nichts. Realität: Ich saß da. Starrte auf mein Handy. Las den Satz 100 mal durch. Als würde er sich nach einer Zeit ändern. Als hätte ich mich verlesen. Ich blickte auf. Die Menschen bekamen nichts mit von dem gewaltigen Erdbeben. Von dem klaffenden Loch. Aber es war Wirklichkeit, nur in meinem Herzen. Ich merkte wie der Schmerz sich von der Brust hoch in den Hals zog und mir die Luft zum atmen nahm. Wo ist der Wein??? Ich schüttete mir Rosé in den Hals, dass er bloß meine inneren Wunden desinfizierte und den Schmerz wegspülte. Und er tat es! Mein Glas hatte magische Kräfte: Es war immer voll!
Der Kellner wollte mich entweder auf dem Tisch tanzen sehen oder bemerkte meinen Kummer. Ich glaube erstes! Ich sah fabelhaft aus und ließ mir nichts anmerken. Wieder ein Oscar für moi!   


Fortsetzung folgt!


Cheers!

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