Vor meinem Besuch in Bonn schrieben wir
uns viel. Zwischen meinen Zeilen konnte er schon erkennen was ich ihm
eigentlich sagen wollte. „Ich will, dass du mir in die Augen siehst
und es mir sagst!“, schrieb er mir zurück. Mein Herz setzte für
einen kleinen Moment aus. Selbst das Schreiben aus der Ferne fühlte
sich so intim an, so schön. Da mein Flug gestrichen wurde musste ich
meinen Besuch um eine Woche aufschieben. Dabei wäre ich fast
geplatzt. Ich hätte es am liebsten von allen Dächern geschrieen.
Sorry, falls der ein oder andere jetzt kotzen muss. Ich muss es fast
selbst :).
Aber endlich war der Tag gekommen.
Nachts bin ich angekommen und am nächsten Morgen sollten wir uns
sehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals...
Ich kam bei ihm an. Viel mehr bei
seinen Eltern. Denn diese waren im Urlaub. Er trug ein gestreiftes
Shirt, wie beim ersten Mal als wir uns sahen. Lächelnd nahm er mich
in die Arme. Ich saugte seinen Duft tief ein, so viel wie ich nur
konnte. Nichts hat sich verändert... An mich gepresst konnte ich
auch seinen pochenden Herzschlag spüren.
Dann ließ er los und sah mich an.
„Lass uns ins Wohnzimmer gehen!“, sagte er. Ich war beeindruckt
von dieser wunderschönen Inneneinrichtung. Ich hätte da sofort
einziehen können. Alles weiß, mit einem nordischen Touch,
puristisch aber mit Liebe zum Detail.
Ich nahm Platz auf dem schneeweißen
Sofa und nutzte die Gelegenheit, als er mir was zu trinken holte um
mir den ein oder anderen Look der Einrichtung zu merken.
Als er wieder kam setzte er sich nah zu
mir und nahm mich in den Arm. Wir sprachen nicht. Ich war total
nervös. Hatte ich doch ewig niemanden mehr geküsst. Er nahm mein
Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und führte meine Lippen
schon bei geschlossenen Augen zu seinen.
Mit diesem Kuss kam ein Gefühlsausbruch
wie er schöner nicht sein konnte. In meinem ganzen Körper wurde es
warm.
„Komm´ mit!“, flüsterte er, nahm
mich bei der Hand und führte mich die Treppe runter ins dunkle
Schlafzimmer. Er presste mich gegen die Kalte Wand und küsste mich.
Seine Hände wanderten von meinem Gesicht über meinen Hals zu meinen
Brüsten. Zaghaft holte er sie aus dem BH, sank runter und leckte
dran... Dann drehte er mich um. Ich stand mit dem Gesicht zur Wand,
als er von vorne mit der Hand in meine Hose fuhr und sich an mir
rieb. Ich konnte es alles kaum abwarten, wollte jedoch gleichzeitig
nicht, dass er jemals damit aufhört. Nie wieder...
Langsam zog er meine Hose runter, ich
spürte seinen schweren Atem an meinem Arsch. Ich stieg aus meiner
Hose und drehte mich dabei um und spreitze die Beine. Er war immer
noch an der gleichen Position. Ich sah runter und packte ihn an den
Haaren, er zischte leise. Ab dem Zeitpunkt erinnere ich mich nur
wage. Nur Fetzen vom Passierten flackern ab und zu auf, wie bei einem
Filmriss. In der Bahn, auf der Arbeit unter der Dusche. Dabei zucke
ich jedes Mal zusammen und wünsche mich zurück in diese wunderbare
Situation.
Wie bei jedem Mal, denke ich, dass es
das beste war. Doch dies übertraf wirklich alles.
Ich musste dabei nicht sprechen, wir
sahen uns bloß an. Und mir war als würden sich all meine Gefühle
in seinen Augen wider spiegeln. Oder war es das rauschende Feuerwerk
in meinem Kopf, was mir die Sicht vernebelte? „Ich will das nur
noch mit dir!“, flüsterte er. Worte konnte ich mir jedenfalls
nicht einbilden. Es war schön, schmutzig und sensationell. Ich bin
explodiert.
Danach lag erledigt im Bett und
versuchte im Geiste meine Einzelteile einzusammeln. Alles drehte
sich. Ich zog mich an und machte das Bett. Wow, Sex im Bett der
Eltern! Gut, etwas was ich von meiner Liste streichen kann. Irgendwie
bin ich sehr froh, dass es nicht das Bett meiner Eltern war...
Nachdem er aus der Dusche kam
unterhielten wir uns noch etwas bei einer Brause. Jedoch, kam es mir
vor als würde dort ein ganz anderer Mensch sitzen. Kühl und
distanziert erzählte er mir irgendeinen belanglosen Scheiss... Sah
mich dabei nicht mal an. Als hätte er mich unter der Dusche nicht
nur vom Körper gewaschen, sondern auch aus seinem Herzen. Ich
landete ganz im Abfluss. Aber wieso tut er das? Ich trank hastig
meine Brause aus, zog mir die Schuhe an und verabschiedete mich. Denn
ich merkte wie es sich Flüssigkeit in meinen Augen anstaute und
drohte sich in dicken Tränen über meinem Gesicht aufzulösen. Auf
dem Weg zur Bahn flossen bereits die ersten Tränen. Wieso stößt er
mich wieder so von sich? Was da vorhin passiert ist habe ich mir
nicht eingebildet. Da stand das gleiche in seinen Augen.
Später überwand ich mich und fragte
ihn was da los war. „Mir ist es auch aufgefallen“, antwortete er.
„Womöglich ist es mein schlechtes Gewissen meiner Freundin
gegenüber!“
Ist klar, nach drei Jahren bekommst du
ein schlechtes Gewissen oder was? Ich wurde wütend.
„Was hast du dir denn gedacht? Du
kommst hier hin und ich gebe alles für dich auf und ziehe zu dir?“,
lauteten die aggressiven Zeilen an mich. Ehm, habe ich das je gesagt?
Nein! Ist es das was ich wollte? Nein! „Dann setz mich nicht so
unter Druck, das kann ich nicht haben!“ Und nach dieser Antwort
dämmerte es mir. Ich habe keinerlei Druck gemacht. Ich habe ihm bloß
gesagt, dass ich ihn liebe und jetzt weiß, dass ich mit ihm zusammen
sein will. Ohne dabei zu sagen: sofort!
Ich bin an einem Punkt, wo ich es mir
eingestehen kann. Ihm jedoch macht es Angst. „Ich kann mich darauf
einfach nicht einlassen“, schrieb er zurück. Und wieso? Ich weiß
wieso! Ich bin nicht die Art von Mädchen die er sich als Freundin
vorstellen kann. Und dies bejahte er mir. Bis auf den gleichen
Geburtsmonat und die Ausbildung haben wir nichts gemeinsam. Also kann
man auf Basis dieses Gefühls eine Beziehung aufbauen? Ich sage ja.
Dieses Gefühl wurde innerhalb von drei Jahren immer stärker und
überlebte eine Beziehung. Auf was zum Teufel wartest du?
Ich habe in der neuen Stadt schon bei
weitem tolle Männer kennengelernt. Gutaussehend, klug, erfolgreich.
Nichts. Während Mr. Perfect in einer Beziehung war konnte ich, sagen
wir mal weiter „recherchieren“ und kein anderer toller Kerl der
wirklich alle Punkte auf meiner „Nice to have“ Liste erfüllte,
schaffte es nur bei einem kleinen Kuss, dass in mir zu wecken was er
tut.
Also wieso, sollte ich weiter nach dem
Gefühl suchen?
Verwirrt reiste ich ab. Eine Woche
später bekam ich eine SMS: „Ich habe mich getrennt.“
Mitten am Alexanderplatz fiel mir fast
das Handy aus der Hand. Es sollte eine verfickte Anleitung für
solche Fälle geben! Ungefähr so: Jetzt bloß nicht verschrecken! Er
ist wie ein Reh im Wald und bei der kleinsten Bewegung nach vorne
haut es ab! Für immer! Lieber aus der Ferne Verständnis zeigen! Wie
verflucht großartig wäre das???
Instinktiv tat ich wohl das Richtige...
Denn „Komm doch bitte einfach zurück!“, lauteten seine Worte
ein paar Tage später. Morgen fahre ich wieder in die Heimat, ich bin
gespannt was diesmal passiert.
Cheers!
Fortsetzung folgt natürlich! :)
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